Das Haustier Schwein ist in die Maschinerie europäischer Agrar- Industrie geraten. Als Objekt der Massentierhaltung droht es der Landschaft nachhaltig zu schaden, die zum Austragungsort von Gülle wird, dem Abfallprodukt der Massentierhaltung. Wissenschaftlich ist nachgewiesen, dass nicht die frei im Walde herumlaufenden und wühlenden Tiere, sondern der Abfall der Massentierhaltung die Artenvielfalt einschränkt.
Insa Winkler, die schon seit vielen Jahren mit künstlerischen Projekten ökologische Probleme zur Diskussion stellt, hat sich nach Einsicht in die industrielle Produktion von Fleisch des Themas Eichelschwein als Exempel der Frage von Landschaftsbewahrung, -zerstörung und -wiederherstellung angenommen.
Mit Gleichgesinnten – Landwirten, Freunden, Förderern und Künstlerinnen und Künstlern – hat sie einen Trägerverein gegründet und, mit dessen Hilfe zehn Ferkel erworben, um diese nach alter Art ihrem Wesen entsprechend aufzuziehen. Diese Anspielung auf die Historie ist nicht rückwärts gewandte Romantik, sondern ist vorwärts gewandt, um die Artgerechtigkeit als Erfahrungswert zu belegen. Für das Vorhaben waren große logistische Maßnahmen notwendig: Nicht nur Genehmigungen mussten eingeholt, Widerstände überwunden, geeignetes Land gefunden und gepachtet werden, auch die Tiere selbst brauchten alltägliche Pflege und spezifische Fütterung. Tägliche Anwesenheit war Voraussetzung für das Gelingen. Die Tiere hatten zunehmend Spaß am Training für den Höhepunkt des Projekts, dem Eichelschweinrennen.
Insa Winkler hat diese Arbeit für und mit den Eichelschweinen als einen vielgestaltigen Prozess gesehen, in dem sie mit nahezu allen Medien arbeiten musste: Um diese Arbeit nicht verpuffen zu lassen, wurde sie von Anfang an in Wort und Bild, mit Fotografien und Video begleitet. Darüber hinaus wurden die ökologischen und sozialen Situationen untersucht. Die Recherchen wurden in Schaubildern und Statistiken übertragen. Ihre Inhalte waren überzeugende Argumente für den Wandel in der Schweinehaltung. Für den Gesamtkomplex, insbesondere aber für das am Ende gebaute mobile Kino entwickelte Insa Winkler ein Logo, das ein fressendes Schwein mit Eichenblattflügeln zeigt. Dieses Motiv wurde auf das Kino übertragen.
Mit ihrer vielfältigen Arbeit belegt Insa Winkler, dass der Bürger unserer Gesellschaft dem Ansinnen der Industrie nicht hilflos ausgeliefert ist, dass er etwas machen kann schon mit seinen Kaufentscheidungen, aber auch mit Forderungen nach der Bewahrung von Landschaft. Die Künstlerin und der Künstler unserer Zeit sind der Gesellschaft zugewandt, sie sitzen nicht mehr im Elfenbeinturm, Ihre Kunst bedient sich aller Medien, sie recherchiert und dokumentiert, sie will aufklären. Kunst ist Prozess und kann damit die Veränderungen selbst wieder einbeziehen und auf diese Weise den Horizont permanent erweitern. Das „Eichelschwein-Kino“, das den gesamten Prozess zusammenfasst, ist Beleg dafür.